Das Anzünden von Licht ist eine der ältesten rituellen Handlungen!
Die Hochzeitskerze ist keine Opferkerze!
Manchmal findet man noch die Erklärung, die
Hochzeitskerze würde angezündet, damit der Rauch der Flamme die Gebete des
Paares und die Gebete für das Hochzeitspaar gen Himmel trage. In der Tat hat man
in vorchristlichen Zeiten und noch länger in anderen Religionen Feuer auf
Altären entzündet. Am Rauch glaubte man zu erkennen, ob die Gebete zum Himmel
steigen oder von Gott abgelehnt wurden.Das Brautlicht und andere Lichter auf
Altären haben im vorchristlichen Opferlicht und Opferfeuer vielleicht eine
uralte Wurzel, doch Christen zünden nichts an, um den Rauch zum Himmel steigen
zu sehen; das ist Aberglaube. Der Brauch der Hochzeitskerze lässt sich so nicht
erklären.
Die Brautkerze schenkt Licht für den gemeinsamen Lebensweg!
Die größten Feste in allen Kulturen sind die Feste zu
Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Man feiert sie einerseits so groß, weil
man glücklich ist über die Gesundheit eines Kindes, über die erlangte Reife
eines Jugendlichen oder über die erfüllte Liebe eines Hochzeitspaares. Zudem
feiert man so groß, weil man gemeinsam auf eine gute Zukunft hofft. Da niemand die Zukunft kennt, liegt sie im Dunklen. Also
wird seit jeher den Menschen, die im Mittelpunkt dieser Feste stehen, ein Licht mit auf den Weg gegeben; es soll den
Weg in die unsichere Zukunft erleichtern. Als es noch keine elektrische
Beleuchtung gab, war dies ein Geschenk mit praktischem Wert, denn man brauchte
ein Licht in der Hand, um Wege zu gehen; doch Licht war teuer und kostbar.
Das Anzünden und Schenken einer Lampe bzw. Kerze ist seit jeher und in allen Kulturen und
Religionen eine bedeutende Handlung innerhalb der Vermählungsfeier. Für dieses Licht entwickelten sich
bei uns verschiedene Bezeichnungen: Traulicht und Traukerze, Hochzeitslicht und Hochzeitskerze, Brautlicht und Brautkerze.
Überwog in früheren Zeiten der praktische Wert dieses Lichtes, so wurde daraus zunehmend
eine rituelle Handlung mit rein symbolischer Bedeutung. Die Bedeutung des Schenkens
bzw. Entzündens der Hochzeitskerze ist aber noch aus der früheren Geschichte zu
verstehen. Diese Zeichenhandlung (symbolische Handlung) drückt auch heute noch aus:
Die christlich-religiöse Bedeutung der Hochzeitskerze
Zur rein weltlichen symbolischen Bedeutung der Kerze als Licht auf dem Lebensweg
kommt aus christlicher Sicht noch ein weiterer Aspekt hinzu. Auch diesen können wir nur ganz
verstehen, wenn wir historisch weit zurück blicken. Schon immer haben
Menschen religiöse Ehrfurcht vor dem Licht. Man betete die Sonne, den Mond und
das Feuer an. Noch zu Beginn unserer christlichen Zeitrechnung versammelten sich
die Griechen und Ägypter an jedem frühen Morgen, um sich nach Osten der aufgehenden Sonne
zuzuwenden. Man verehrte sie als Gott und begrüßte sie mit dem Ruf "Kyrie
eleison". Unsere christlichen Kirchen sind daher noch nach Osten
ausgerichtet, zur aufgehenden Sonne hin. Den Kyrie-Ruf haben wir auch
beibehalten, doch er gilt nicht mehr der Sonne, sondern Gott. Unser Bekenntnis
ist: Gott ist das Licht, dem wir danken und auf das wir hoffen. So ist auch zu verstehen, das Jesus sagte:
Kerzen sind so im kirchlich-christlichen Bereich zum Zeichen
für Gottes Licht geworden. Zudem verbraucht sich eine Kerze, indem sie Licht
spendet; man kann darin eine Analogie zum Leben Jesu sehen, der sein Leben
"verbrauchte" im Dasein für Andere. Entsprechend bedeutet die Hochzeitskerze religiös gesehen:
Ob man es nur weltlich sieht oder auch religiös - das Schenken, Entzünden und Vorantragen der Brautkerze drückt in jedem Fall aus:
Alles
erdenklich Gute wird Euch begleiten: Schutz und Geborgenheit, Liebe, Treue, Wohlergehen und Hoffnung auf allen Euren Wegen.
Von wem erhält das Paar die Hochzeitskerze?
Die Kirche sah es ursprünglich als ihre Aufgabe an, den Hochzeitern ein
Brautlicht mit auf den Weg zu geben. Alte Trauformulare belegen dies. Das war
eine sehr schöne und sinnvolle Geste. Die Liebe, Wärme und Nähe Gottes wurde
da nicht nur mit Worten "beschwört" sondern zeichenhaft und sichtbar
mit auf den Weg gegeben. Nur noch wenige Kirchengemeinden pflegen diesen
liturgischen Brauch. Auch in den Kirchen siegt vielfach der Sparzwang über das
Inhaltliche, schade. Denn es könnten Gemeindegruppen wie eine Jungendgruppe
oder die Frauengemeinschaft Kerzen gestalten, und Texte dazu verfassen.
Die Brauteltern, zumeist die Mutter der Braut, haben es in etlichen Regionen
übernommen, die Brautkerze zu besorgen oder selbst zu gestalten. Mit einigen
erklärenden Worten wird sie dann im Verlauf der kirchlichen Zeremonie oder
bei der anschließenden Hochzeitsfeier der Tochter bzw. dem Brrautpaar überreicht.
Auch der Freundeskreis tritt vielfach als Schenker der Kerze in Aktion. Das
Überreichen der Kerze kann ein Element im Gottesdienst sein oder ein
Programmpunkt bei der Hochzeitsfeier. Dabei wird ein Text vorgelesen.
Mein Eindruck ist, dass sich mittlerweile zumeist die Hochzeitspaare selbst um die Kerze kümmern.
Das ist natürlich möglich, doch einerseits ist es eine schöne Geste, die
Kerze und die damit verbundenen Wünsche geschenkt zu bekommen; zudem ist es gut,
wenn die vielfältigen Aufgaben der Hochzeitsvorbereitung auf viele Schultern verteilt werden.
Hochzeitskerze an der Taufkerze entzünden
Tipp: Ist da noch die Taufkerze (oder ein Stück davon) und Sie möchten dennoch eine
spezielle Hochzeitskerze haben, so bietet sich folgende Möglichkeit an: Die
Taufkerze der Braut bzw. die des Bräutigams (oder beide Kerzen) wird beim
Einzug in die Kirche getragen. Die Kerze ist dabei angezündet. Im Verlauf der
Brautmesse (Hochzeitsgottesdienst) wird dann die neue Hochzeitskerze an dieser entzündet.
Das zeigt symbolisch, wie der Taufsegen wahr wird, sich ausbreitet
und nun zum Segen für den gemeinsamen Weg wird. Dieser Akt kann mit einigen
Sätzen erklärt werden. Falls die Hochzeitskirche auch die Taufkirche von Braut
oder Bräutigam war, so bietet sich diese Zeremonie besonders an! In gleicher
Weise kann man die Kommunionkerze bzw. Konfirmationskerze zum Einsatz kommen.
Wer trägt die Brautkerze - Wann entzündet man sie
wo bleibt sie dann?
Wie bei allen alten Bräuchen haben
sich im Verlauf der Zeit auch bezüglich des Tragens und Anzündens der Hochzeitskerze verschiedene Vorgehensweisen herausgebildet.
Bilder aus der Zeit der frühen Kirche und aus dem Mittelalter zeigen, dass Bräute auf dem Weg in die Kirche
früher eher eine Kerze trugen als einen Blumenstrauß.
Das hatte viele Gründe,
religiöse und praktische. Heutzutage aber hat der Brautstrauß in der Hand der Braut die Brautkerze abgelöst.
Findet keine kirchliche Trauung statt, so muss man natürlich
nicht auf die Brautkerze verzichten. Sie wird dann im Verlauf der
standesamtlichen Zeremonie entzündet. Auch bei der Feier im Hochzeitslokal kann
die Kerze überreicht werden. Ein Kerzentext kann dann eine derHochzeitsreden von
Trauzeugen, Freunden oder Gästen ersetzen.
Unsere Tipps können Sie auch im Ratgeber
"DAS TRAUBUCH" nachlesen.